Neue Anlaufstelle beim DFB für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt

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Seit dem 1. Januar 2021 leitet Christian Rudolph aus dem KoFaS-Netzwerk in Kooperation mit dem LSVD die neue nationale Kompetenz- und Anlaufstelle - erst einmal für 18 Monaten. Mit uns sprach er konkret über die Zielgruppe, die Ziele, die Sichtbarkeit von LSBTIQ*-Bedarfen im Fußball sowie die Kampagne #ihrkönntaufunszählen!

Für welche Zielgruppe bist du ansprechbar? 

Grundsätzlich sind wir für alle da, die im Fußball aktiv sind und Beratung zu den Themen sexuelle und geschlechtliche Vielfalt wünschen. In erster Line wollen wir für alle LSBTI+ Personen im Fußball ein verlässliche und vertrauensvolle Ansprechstelle sein und beratend unterstützen, aber auch für alle anderen. Damit sind dann auch alle Ebenen des Fußballs gemeint, also nicht nur die Spieler*innen, sondern auch Trainer*innen, Schiedsrichter*innen, Ehrenamtliche wie Hauptamtliche in den Vereinen und Verbänden sowie auch Fans. Für eine nachhaltige Veränderung müssen wir alle im Fußball aktiv mitnehmen, daher ist es uns auch wichtig, Multiplikator*innen in den Vereinen und Verbänden zu gewinnen. 

Was sind deine Ziele für die Anlaufstelle in den nächsten 18 Monate?

Das wichtigste ist die Stelle jetzt weiter bekannt zu machen, dafür soll in nächster Zeit auch eine Homepage entstehen. Als nächstes wollen wir einen Fachkreis gründen, mit Personen aus der LSBTI+ Community, Wissenschaft und Medien sowie dem organisierten Fußball. Unser Ziel mit dem Fachkreis ist, den Dialog weiter zu fördern und Expertise zu bündeln. Aktuell arbeiten wir sehr intensiv an Lösungen für die diskriminierungsfreie Teilhabe von trans*, inter*, divers und nicht-binären Personen am Fußball. Neben dem Erinnerungstag im Januar und der 11 Freunde Kampagne „Ihr könnt auf uns zählen“, die wir schon mit begleiten konnten, ist auch für den Juni wieder die Sport Pride als Kampagne geplant. Weiter wollen wir erreichen, dass wir in die Qualifizierung kommen und auch weitere Ansprechpersonen für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt in den Landesverbänden installieren. Zu guter Letzt ist unser Ziel, die Anlaufstelle zu verstetigen und weiter auszubauen, im besten Fall als übergeordnete Anlaufstelle für Diskriminierungserfahrungen. 

Du sagst, Sichtbarkeit ist ein wesentliches Thema deiner Arbeit. In unserer Wahrnehmung wird aktuell vor allem von Homophobie im Fußball gesprochen und das meint häufig Schwulenfeindlichkeit. Wie können die Anliegen aller lsbtiq*-Personen stärker sichtbar gemacht und z.B. Trans*feindlichkeit mehr thematisiert werden?

Das ist auch ein ständiger Prozess. Lange wurde überhaupt nicht über Homophobie im Fußball gesprochen, seit einigen Jahren erleben wir dafür mehr Offenheit, jedoch geht es noch immer viel zu sehr um das fehlende Coming-Out eines Profispielers im Männerbereich. Hinzu kommt, dass die positiven Veränderungen im Fußball auch oft nicht wahrgenommen werden. Meiner Meinung nach geht das nur, wenn wir uns dessen ständig bewusst machen, und uns selbst überprüfen, Missstände ansprechen und die positiven Beispiele genauso benennen. Dazu ist auch entscheidend, dass wir mehr LSBTI+ Personen eine Stimme geben und aktiv in die Gremienarbeit miteinbinden, so wie etwa Michaela Jessica Tschitschke, die als Trans*idente Person beim Berliner Fußball-Verband aktiv ist. Dafür ist auch der weitere Austausch wichtig, wie z.B. Runde Tische, die in jedem Landesverband jährlich stattfinden sollten. 

Wie schätzt du das Potenzial des 11-Freunde-Artikels und der Kampagne „Ihr könnt auf uns zählen!“ für deine Arbeit ein? Was sollte jetzt folgen?

Ich kann eine solche Kampagne nur begrüßen, da sie für viel Sichtbarkeit sorgt und auch die Unterstützung zeigt. Auch andere Medien haben das Thema aufgegriffen und verschiedene Perspektiven mit reingebracht, wie etwa der Kicker, der über drei Seiten zum Thema trans*, inter*, divers und nicht-binär berichtete oder der Tagesspiegel über Coming-Out Erfahrungen von Frauen* im Fußball. Allerdings ist auch klar, dass sich dadurch jetzt nicht gleich alles ändern wird. Es ist aber wichtig, um ein Bewusstsein zu schaffen. Ich würde mir jetzt wünschen, dass die 800 Personen aus dem Profibereich, die die Kampagne mit gezeichnet haben, auch in der Zukunft dafür einstehen und in den alltäglichen Situation Haltung zeigen und Homo- und Trans*feindlichkeit sowie Sexismus entgegenstehen. Von den Vereinen und Verbänden erwarte ich mir, dass sie Vielfalt mehr fördern und befördern, nicht nur in Bezug auf LSBTI+, gerade in Entscheider*innen Strukturen fehlt da noch die Vielfalt. 

 

Vorläufiger Kontakt zur Anlaufstelle:

Team out & proud

Kompetenz- und Anlaufstelle für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt im Fußall  

Mail: christian.rudolph@lsvd.de

Tel.: 030-789 54 778

 

 

   

KoFas-Team