150 Teilnehmer*innen zur Tagung „Fanarbeit und Geschlecht“ in Stuttgart
Die Debatte um die Fanarbeit und Geschlecht kann mittlerweile eine 15jährige Geschichte vorweisen. Vielfach wurden die Fankurven dabei als Ort einer traditionellen Männlichkeit herausgearbeitet, der gleichzeitig Frauen einen gewissen Freiraum bietet. Aspekte von Vielfalt und Diskriminierung laufen somit oftmals parallel, pauschalisierende Urteile über die Fanszenen verbieten sich. Zudem protestieren in mehreren Stadien Fans gegen Sexismus und Homofeindlichkeit. So wiesen auch Faninitiativen und Netzwerke zuletzt darauf hin, dass sexualisierte Gewalt ein über lange Zeit unterbeleuchtetes Thema ist.
Vom 11.-13. November widmeten sich 150 Mitarbeiter*innen der sozialpädagogischen Fanprojekte diesen Themen auf der Tagung „Fanarbeit und Geschlecht“, veranstaltet von der Koordinationsstelle Fanprojekte, der KoFaS und der Friedrich-Ebert-Stiftung. Das Programm begann am Abend des 11. November mit einem musikalischen Vortrag von Pascal Claude über skurrile Fußballlieder.
Am Morgen des 12. November wurden die rund 150 Teilnehmer*innen mit Lesematerial des KOS sowie der KoFaS versorgt. Der Tag war dann den Themen geschlechtlicher und sexueller Vielfalt und Diskriminierung in der Fanarbeit gewidmet. Zu Beginn der Tagung stellte sich das Fanprojekt Stuttgart - VfB und Kickers - vor und präsentierte eindrückliche Bilder der alltäglichen Beziehungsarbeit mit jungen Fußballfans. Anschließend referierte Prof. Michael Meuser über Männlichkeit im Fußball und arbeitete sehr deutlich heraus, wie weit der Fußball auch heute noch männlich geprägt ist, dabei vielfache Diskriminierungen produziert.
Darauf konnten Franciska Wölki-Schumacher und Cristin Gießler von der KoFaS bestens aufbauen, um die Projektergebnisse des Modellprojektes „Kicks für Alle! Fußball. Fanszenen. Geschlechtervielfalt“ vorzustellen . Sie hoben hervor, welche Anforderungen an Männlichkeit(en) und Weiblichkeit(en) in Fanszenen gelten und wie sich junge Menschen damit auseinandersetzen. Letzten Endes kann Soziale Arbeit in diesen Prozessen vom Druck entlasten, sich z.B. durch Gewalt oder Homofeindlichkeit als „richtiger Mann“ präsentieren zu müssen und Freiräume für individuelle Entwicklungen schaffen.
In den folgenden Workshops diskutierten die Teilnehmer*innen über geschlechtliche Vielfalt in den eigenen Teams, im Fußball generell sowie die Frage, wie eine vielfaltsfreundliche Atmosphäre in den Fanprojekten hergestellt wird. Dies wurde von einer Podiumsdiskussion mit Sue Rudolph (F_in), Michael Gabriel (KOS), Robert Claus (KoFaS) und Katharina Dahme (SV Babelsberg 03) abgerundet.
Der Schwerpunkt des dritten Tages wurde auf das Thema „Umgang mit sexualisierter Gewalt“ gelegt. Denn die gesellschaftliche Debatte als auch die Diskussion in der Fanarbeit hierzu hat weite Kreise in den vergangenen Jahren gezogen. Prof. Mechthild Wolff aus Landshut gab einen wissenschaftlichen Überblick zum Thema, anschließend präsentierte das „Netzwerk gegen sexualisierte Gewalt“ seinen jüngst veröffentlichen Handlungsleitfaden. In den anschließenden Workshops wurden Handlungsansätze vertieft und besprochen, wie weiter für das Thema sensibilisiert werden kann.
Somit können wir auf eine bestens besuchte, inhaltlich sehr intensive und letztlich erfolgreiche Tagung zurückblicken, auf der das Interesse der Fanprojekte an den beschriebenen Themen sehr deutlich wurde. Wir wünschen allen Beteiligten viel Erfolg bei der weiteren Arbeit und danken allen Teilnehmer*innen, Workshopmoderator*innen sowie Partner*innen für die Unterstützung!
Das Modellprojekt „Kicks für Alle!“ der KoFaS – welches den 12. November fachlich mitgestaltete – findet im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ statt und wird gefördert von der Koordinationsstelle Fanprojekte, der Friedrich-Ebert-Stiftung, dem Deutschen Fußball-Bund, der Amadeu Antonio Stiftung, der Deutschen Sportjugend sowie der Landesarbeitsgemeinschaft Fanprojekte in NRW.